Wenn ihr euch einmal in den nordöstlichsten Winkel Nivens verirrt, werdet ihr in einer schmalen Gasse, der Webstuhlbrücke, ganz am Ende und dicht an die Stadtmauer gebaut, einen kleinen dreistöckigen Turm finden, der sich irgendwie nicht so ganz in das Bild der Häuser in diesem Stadtteil fügen will. Ganz oben aus dem Dach des Türmchens ragt auf der einen Seite ein viel zu großer Schornstein heraus, der an die Form einer Tuba erinnert. Manchmal sieht man dort große Wolken seltsam gefärbten Rauches hervorquellen. Auf der anderen Seite des Daches, sieht man ein großes Rohr gen Himmel gerichtet, das wie ein zu groß geratenes Fernrohr aussieht. Im obersten Stock sieht man ein kleines Türchen, dass auf einen Balkon hinausführt. Auch ein Flaschenzug mit einer Kurbel ist dort angebracht. Vor der Eingangstür des Türmchens steht eine Bank, neben der ein Weinstock sich an der Wand des Turmes emporrankt. Vielleicht seht ihr dort gerade einen kleinen Gnom sitzen, der euch lustig und neugierig anschaut. Wenn ihr näher kommen wollt oder euch vielleicht neben ihm auf die Bank setzen wollt, nur zu, denn er ist für einen netten Plausch immer zu haben. Seid freundlich zu ihm und er wird euch sicherlich gerne in sein etwas wunderliches Heim führen.
Kommt ruhig näher, mein Freund, und setzt euch zu mir. Hier auf meiner Bank ist noch ein Plätzchen für euch frei. Wollt ihr mir nicht etwas Gesellschaft leisten. Ich mache gerade ein Päuschen und muß ein bischen frische Luft schnappen, bevor ich wieder an die Arbeit muss.
Wie schon erwähnt, wird es nicht lange dauern und er hat euch überredet, euch auf einen Rundgang durch sein kleines Reich mitzunehmen. Im unteren Stockwerk gibt es nicht viel aufregendes zu sehen, nur eine große Küche, in der es zugegebenermaßen nicht gerade aufgeräumt aussieht und ein kleines Kämmerchen mit Bett und Schrank. Aus der Küche führt eine Wendeltreppe nach oben in die beiden anderen Stockwerke. Im Zweiten Stock befindet sich das Arbeitszimmer. Über die ganze Wand des Turmes erstrecken sich Regale, die vollgestopft sind mit Büchern und Pergamenten. Ein großer Schreibtisch, der über und über mit Papieren bedeckt ist, steht vor dem einzigen Fenster des Raumes. Überall auf dem Boden, der mit einem großen runden Teppich ausgelegt ist, liegen kleine Stapel mit aufgeschlagenen Büchern. An den Wänden hängen auf metallenen Leuchtern ein paar heruntergebrannte Kerzen. Auch hier gewinnt man nicht gerade den Eindruck von Ordnung.
Wenn ihr interessiert seid an Büchern, dann zeige ich euch gerne ein paar Schmuckstücke, die ich erst neulich auf einem Basar erstanden habe. Hier findet ihr eine wirklich erlesene Auswahl. Einige Bände sind von beträchtlichem Alter und sind nur noch selten in den Bibliotheken Bandrakons zu finden, ausgenommen vielleicht in der Bibliothek zu Duath. Wenn ihr einmal Lust habt ein bischen zu schmökern könnt ihr gerne zu mir kommen. Meine Tür steht dem Wissbegierigen jederzeit offen. Nur ausleihen tue ich keines meiner Bücher. Ihr müßt verzeihen, aber ich gebe sie nicht gerne aus der Hand. Kommt nun ich zeige euch nun mein Allerheiligstes.
Der kleine Gnom steigt nun mit euch ins letzte Stockwerk empor. Als ihr die letzten Stufen nehmt, steigt euch ein seltsamer, beißender Geruch in die Nase. Der Gnom geht zu einem Fenster und öffnet es weit, so dass sich der Nebel in dem Zimmer langsam verflüchtigt. Auf einigen Tischen in der Mitte des Raumes befinden sich Glasgeräte verschiedenster Art, die zu größeren Apparaturen zusammengebaut sind und in denen verschiedenfarbige Flüssigkeiten in der Hitze mehrerer kleiner Ölflammen sieden, brodeln und blubbern. An den Wänden befinden sich auf Regalbrettern eine Menge Kolben, Gläser und Schachteln, angefüllt mit sen wunderlichsten Zutaten. Wahrhaftig beeindruckt seid ihr aber erst, wenn ihr euren Blick nach oben ins Dachgebälk schweifen lasst. Dort mündet nicht nur der Schornstein in einem langen trichterförmigen Rohr über den Tischen mit den Laborapparaten, sondern ihr seht auch das Ende eines großen Rohres, unter dem eine Plattform angebracht ist, zu der eine Strickleiter empor führt.
Kommt mit hier hinauf, ich will euch etwas zeigen. Habt ihr schon einmal durch ein Fernrohr gesehen? Nein? Dann wird es aber Zeit. Kommt, wir werden uns einmal ein wenig in Bandrakon umschauen, wenn ihr wollt. Und wenn ihr Lust habt, dann kommt ihr in einer sterneklaren Nacht einmal hierher und ich zeige euch die Planeten und Sternnebel am Himmel.
Sichtlich stolz führt euch der Gnom in die Benutzung seines Fernrohrs ein, welches, wie er sagt auch Teleskop genannt wird. Als ihr euch gerade darüber freut, dass man sogar die Türme der Hauptstadt erkennen kann, fängt es unter euch an laut zu zischen und brodeln. Der Gnom hangelt sich schnell an der Strickleiter nach unten und beginnt an den Apparaturen herumzubauen. Eine Menge Rauch entwicket sich und ihr könnt ihn fluchen hören.
So eine Sauerei. Jetzt kocht die ganze Sch... über. das kommt davon, wenn man so geschwätzig ist, was muss ich auch immer so viel reden, wenn ich besser auf meine Experimente aufpassen sollte. es tut mir leid, mein Freund, ich glaube, es ist jetzt besser, wenn ihr geht. Ich habe hier einiges zu tun, wie ihr seht. Noch dazu will ich euch nicht in Gefahr bringen. Ihr könnt mich gerne einmal wieder besuchen kommen. Ich zeige euch gerne die Sterne durch mein Teleskop oder halte einen Schnak mit euch. Kommt ich bringe euch schnell hinaus.
Als euch der Gnom die Treppen hinunter und vor seinen Turm geführt hat, tut es einen lauten Knall aus dem oberen Stockwerk. Der Gnom wird ganz blass im Gesicht, macht auf dem Absatz kehrt und rennt so schnell zurück in sein Türmchen, wie ihr noch nie einen Gnom rennen gesehen habt.